TÜV-Verband

1. Forum Mobilität für Menschen mit Behinderung

1. Deutsches Forum Mobilität für Menschen mit Behinderung

Mobilität ist in der heutigen Zeit für alle unabdingbar und von zentraler Bedeutung. Dabei ist es egal, ob es um das Erreichen des Arbeitsplatzes, einen Arztbesuch oder die Teilnahme am öffentlichen Leben, Freizeitaktivitäten oder Urlaub geht, mobil sein gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das gilt natürlich auch für Menschen mit Handicaps. Barrierefreie Mobilität bedeutet für behinderte Menschen, ihr selbstverständliches Grundrecht auf eine individuelle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wahrnehmen zu können. Dabei gewinnt die Beförderung von Menschen im Rollstuhl immer mehr an Bedeutung – was das zentrale Thema des 1. VdTÜV Mobilitätsforum war, das am 22. und 23. November 2011 in Berlin stattfand. Es wurde schnell deutlich, wie vielseitig das Thema „Mobilität für Menschen mit Behinderung“ eigentlich ist. Doch noch ist der Inklusionsgedanke nicht im Handeln der Beteiligten verankert, noch gibt es zahlreiche Barrieren, nicht nur im wörtlichen Sinn.

In acht Fachreferaten wurden die Zusammenhänge zwischen den gesetzlichen Anforderungen an Rollstuhlsicherheit und die Fahrzeugausstattung diskutiert. Die
Wirkungskette bei den Anforderungen an die Ausschreibung von Fahraufträgen wurde sowohl aus juristischer als auch aus Anwendersicht einer ausschreibenden Stelle beleuchtet, darüber hinaus beleuchteten Hersteller und Fahrdienste den Umgang mit den zwingend erforderlichen Rollstuhlsicherungssystemen. Dabei wurde deutlich, dass bei der Beförderung behinderter Menschen im Rollstuhl (etwa durch ein spezielles Beförderungsunternehmen) großer Handlungsbedarf besteht.

Es existieren bereits zahlreiche Normen und Richtlinien für Fahrzeuge und Rollstühle, die die Beförderung von Menschen mit Behinderung im Fahrzeug sicherer gegestalten. Allerdings ist eine Harmonisierung der Normen und Richtlinien für Fahrzeuge und Rollstühle auf europäischer Ebene dringend geboten. Ausschreibungen von Fahraufträgen sollten darüber hinaus auch sicherheitsrelevante Aspekte beinhalten. Dabei sind Aufgabenträger gehalten, die Vergabekriterien wie Fahrzeugausstattung und sicherheitsrelevante Kriterien im Rahmen der Umsetzungskontrolle zu überprüfen.

Sicherungssysteme wie der „Kraftknoten“ sind wichtige Einrichtungen, die die Sicherheit der Rollstuhlbeförderung verbessern. Allerdings verfügt darüber nur ein geringer Anteil der Rollstühle aus folgenden Gründen:

  • Unkenntnis der Betroffenen über die Notwendigkeit
  • Ungeklärte Kostenübernahme bei Nachrüstung
  • Nicht alle Rollstühle sind nachrüstbar

Außerdem hat sich gezeigt, dass es hinsichtlich der Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten bei der Rollstuhlbeförderung mehr Verbindlichkeit geben muss. Dazu muss das Zusammenspiel zwischen dem Behinderten im Rollstuhl, dem Fahrdienst und dem Aufgabenträger als komplexes System begriffen werden, bei dem die Bedürfnisse der Akteure und die Verantwortlichkeiten klar formuliert und in Einklang gebracht werden müssen. Hinsichtlich der Finanzierung von Rollstuhlumrüstungen sind die Kostenträger (z. B. Krankenkassen) an diesem Aufklärungsprozess zu beteiligen.

Der VdTÜV unterstützt diesen Prozess durch eine Fortführung des Forums Mobilität für Menschen mit Behinderung. Darüber hinaus ergreift der VdTÜV für die Einrichtung eines runden Tisches die Initiative und wird für alle Beteiligten eine neutrale Plattform einrichten, um Konflikte beizulegen und notwendige Arbeitsschritte zu definieren.